Therapie und Behandlung der Erkrankung
Morbus Parkinson ist zwar behandelbar, eine Heilung der Erkrankung, die an ihren eigentlichen Ursachen ansetzt, ist jedoch nicht möglich. Dennoch gibt es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten und Therapieformen, die den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und damit auch das Wohlbefinden der Patienten verbessern.
Die Parkinson Therapie setzt sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammen. Die wichtigste Rolle spielt dabei der Einsatz von Medikamenten. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Erkrankung oftmals über Jahre kontrollieren und die Symptome in Schach halten. Leider nimmt die Wirkung vieler Parkinson Medikamente mit andauernder Einnahme ab, was eine regelmäßige Anpassung der Medikamentierung notwendig macht.
Auch wenn es bisher keine Heilung von Parkinson gibt, lassen sich dennoch die Beschwerden der Erkrankung gut behandeln. Zur medikamentösen Therapie wurde bisher eine Vielzahl verschiedener Parkinson Medikamente entwickelt. Da der Krankheitsverlauf je nach Patient sehr unterschiedlich sein kann, ist es wichtig, die medikamentöse Therapie individuell abzustimmen. Das Ziel einer jeden medikamentösen Behandlung ist es, möglichst frühzeitig den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen und dadurch Beschwerden und Symptome abzuschwächen.
Levodopa (L-Dopa) in Form von Tabletten oder Kapseln
Levodopa, auch L-Dopa genannt, gilt als Goldstandard zur Behandlung von Morbus Parkinson. Da Dopamin die
Grenze zwischen Blutgefäßen und Nervengewebe, also die Blut-Hirn-Schranke, nicht überwinden kann, lässt es
sich nicht von außen zuführen. Daher wird in der Parkinson Therapie der Wirkstoff Levodopa in Kombination
mit einem Decarboxylase-Hemmer verwendet. Aufgabe des Decarboxylase-Hemmers ist es zu verhindern, dass das
zugeführte Levodopa abgebaut wird, bevor es das Gehirn erreicht. Levodopa (L-Dopa) ist eine Vorstufe des
Dopamins und kann im Gehirn in Dopamin umgewandelt werden. Es beeinflusst vor allem die Beweglichkeit und
Muskelsteifigkeit positiv. Aber auch parkinsontypische Symptome wie starkes Zittern lassen sich durch
Levodopa reduzieren.
Nicht selten kommt es
jedoch bei der langfristigen oralen Levodopa Therapie zum Nachlassen (Wearing Off) oder zu Schwankungen
(ON-OFF-Fluktuation) der Wirkung. Um in solchen Fällen die Wirkstoffkombination im Blut konstant halten zu
können, besteht die Möglichkeit eine Dopamin-Pumpe einzusetzen.
Nach langer Therapiedauer mit Levodopa können jedoch Nebenwirkungen auftreten. Zu ihnen zählen
- nicht unkontrollierbare Bewegungen (Hyperkinesien),
- Blutdruckschwankungen beim Aufstehen und Aufrichten (orthostatische Hypotonie),
- unwillkürliche Überbewegungen (Dyskinesien),
- Gewichtsabnahme,
- Übelkeit,
- Verstopfung,
- Depressionen,
- Schlaflosigkeit.
Dopamin Agonisten
Durch ihren Wirkmechanismus können Dopamin-Agonisten fehlendes Dopamin ersetzen bzw. die Wirkung des noch
vorhandenen Dopamins verstärken. Parkinsonspezifische Beschwerden lassen sich dadurch abmildern,
Wirkstoffschwankungen werden besser ausgeglichen.
Dopamin-Agonisten können oral als Tabletten eingenommen, als transdermal wirkendes Pflaster angewendet
werden oder subkutan verbreicht werden wie das Apomorphin.
Apomorphin als Dopamin-Agonist
Apomorphin ist ein stark wirksamer Dopamin-Agonist. Unter den bekannten Dopamin-Agonisten ist er der
potenteste und zählt neben Levodopa zu den häufigsten Parkinson Medikamenten. Ihre chemische Zusammensetzung
ähnelt dem des Dopamins. Auch wenn der Name es vermuten lässt: Apomorphin enthält kein Morphin. Die Therapie
mit Apomorphin macht nichtabhängig und wirkt nicht betäubend! Derzeit sind fünf verschiedene
Dopamin-Rezeptor-Typen (D1 bis D5) bekannt. Die in der Parkinson-Therapie eingesetzten Dopamin-Agonisten
unterscheiden sich unter anderem durch ihr unterschiedliches Bindungsverhalten (Affinität) an diese
Dopamin-Rezeptor- Typen.
Apomorphin entfaltet als einziger bekannter Dopamin-Agonist seine Wirkung auf alle Dopamin-Rezeptor- Typen
(D1, D2, D3, D4, D5).
Zudem wird durch hohe Affinität auf den D1-Rezeptor eine Effektstärke vergleichbar mit Levodopa erreicht. Da
Apomorphin nur zu einem geringen Teil aus dem Darm in den Blutkreislauf aufgenommen wird, wird es subkutan
(s.c.) angewendet und führt dazu, dass eine schnelle Arzneimittel-Wirkung eintritt.
D. h. die Lösung wird unter die Haut, in die Schicht des Unterhautgewebes, als Injektion mit einer Nadel als
intermittierende Therapie oder über eine kontinuierliche Infusion mit einem Infusionsset appliziert.
Intermittierende Apomorphin-Therapie mit einem Apomorphin-Pen
Im Allgemeinen ist ein Apomorphin-Pen für jene Parkinson-Patienten geeignet, bei denen die orale Therapie
trotz Anpassung nicht mehr ausreichend wirkt.
Da mit einem Pen Apomorphin bedarfsweise („intermittierend“) injiziert werden kann, besteht für den
Erkrankten die Möglichkeit, unvorhersehbare Off-Phasen schnell aufzulösen.
Durch den schnellen Wirkeintritt – in der Regel zwischen 4 – 12 Minuten – lassen sich Phasen
schlechter Beweglichkeit (z. B. morgens nach dem
Aufwachen), bei denen es oft sehr lange dauert, bis
die ersten Tabletten wirken, gut meistern.
Ebenfalls das Kaffee-Trinken mit Milch ist beispielsweise möglich,
da Apomorphin nicht mit dem Eiweiß (aus der Milch) konkurriert und seine
Wirkung entfalten kann.
Auch überraschend im Tagesverlauf auftretende Off-Phasen lassen sich
bei Bedarf mehrmals am Tag schnellauflösen.
Aktivitäten des täglichen Lebens lassen sich planen und durch einen schnellen
Wirkeintritt lässt sich Stress im Alltag vermeiden.
Die Wirkung einer Apomorphingabe über den Apomorphin-Pen kann bis zu eine Stunde anhalten.
Speziell für die Parkinson-Therapie wurde der D-mine® Pen in Zusammenarbeit mit Patienten und Ärzten
entwickelt. Er ist federunterstütztend und benötigt weniger Kraftaufwand bei der Injektion und ist deshalb
auch für Patienten mit eingeschränkter Motorik gut zu handhaben.
Kontinuierliche Apomorphin-Therapie mit einer Apomorphin-Pumpe
Während sich die Symptome der Parkinson Erkrankung in der Frühphase häufig noch gut z.B. mit Tabletten,
Pflaster
oder der intermittierenden Apomorphin-Therapie behandeln lassen, kommt es im weiteren Verlauf oftmals zu
starken Schwankungen der Beweglichkeit.
On-/Off-Phasen finden im schnellen Wechsel statt und beeinträchtigen die Lebensqualität der Patienten stark.
Eine zufriedenstellende Behandlung dieser Über- und Unterbeweglichkeitsphasen mit herkömmlichen Medikamenten
gestaltet sich schwierig.
Für diese Fälle bietet sich eine Therapie durch eine kontinuierliche dopaminerge Stimulation mit Hilfe von
Medikamentenpumpen an. Hierbei hat sich unter anderem die kontinuierliche Gabe von subkutanem Apomorphin,
das
nur zu einem geringen Teil aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert werden könnte, als Therapieverfahren bewährt.
Durch die kontinuierliche Verabreichung von Apomorphin über die Haut kann ein gleichmäßiger Blutspiegel des
Medikaments erreicht werden und Schwankungen der Beweglichkeit lassen sich ausgleichen. Die kontinuierliche
dopaminerge Stimulation (CDS) kommt der Funktionsweise des Gehirns somit sehr nahe, indem sie eine
kontinuierliche Stimulation der Rezeptoren bewirkt.
Die kleine Apomorphin-Pumpe wird außen am Körper getragen (ähnlich wie die Insulinpumpe bei Diabetikern) und
ist mit einem dünnen Schlauch, an dessen Ende sich eine sehr feine Injektionsnadel befindet (Infusionsset,
Katheter), verbunden.
Apomorphin wird schnell vom Körper aufgenommen und da das Medikament nicht erst durch den Magen-Darm-Trakt
fließen muss, kann die gewünschte Wirkung schnell eintreten. Die Menge des Arzneimittels lässt sich
individuell anpassen. Es ist somit eine insgesamt präzise steuerbare Therapieform.
Ein weiterer Vorzug liegt in der einfachen und praktikablen Testbarkeit ohne chirurgischem Eingriff. Die
Erstbehandlung mit einer D-mine® Pumpe mit
Apomorphin beginnt in der Regel in der neurologischen Abteilung eines Krankenhauses oder in einer
Parkinson-Spezialklinik.
Es wird schrittweise die individuelle Apomorphin-Dosis ermittelt. Dazu wird die Flussrate des Arzneimittels
kleinschrittig erhöht, bis die effektive Dosis erreicht wird. Die Menge an oraler Parkinsonmedikation
reduziert sich in der Regel sehr deutlich. Normalerweise wird die Apomorphin-Pumpe während des Tages
verwendet. Manche Patienten benutzen sie nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Neurologen auch nachts.
Der tägliche Aufwand im Umgang mit der D-mine® Pumpe mit Apomorphin ist gering. Im Wesentlichen müssen
lediglich das Infusionsset und das Apomorphin-Reservoir der Apomorphin-Pumpe gewechselt werden.
Die speziell für Parkinson-Patienten entwickelte D-mine® Pumpe erweist sich als sehr diskret im Alltag.
Es ist ein Modell, bei dem kein Spritzenaufsatz sichtbar ist. Die Apomorphin-Pumpe selbst ist klein
und leicht. Sie kann in der Hosentasche verborgen, am Gürtel befestigt oder diagonal über den Oberkörper
unter der Kleidung verborgen getragen werden.
Die D-mine ® Pumpe selbst ist nicht wasserdicht. Bei Bedarf kann die Apomorphin-Pumpe mit einem einfachen
Handgriff abgelegt werden, beispielsweise beim Duschen oder Schwimmen.
COMT-Hemmer
Wenn sich die Wirkungsdauer von oral verabreichtem Levodopa verkürzt, kann es mit einem COMT-Hemmer kombiniert werden, um sogenannte Wearing-Offs zu vermeiden, bei denen die Wirkung von Levodopa bereits vor der nächsten Tabletteneingabe nachlässt. Zu den COMT Hemmern zählen Wirkstoffe, die den Abbau von Levodopa im Körper hemmen. Damit wird verhindert, dass Levodopa vorzeitig in der Blutbahn abgebaut wird, bevor es im Gehirn ankommt. Der Nachteil vom COMT Hemmern liegt darin, dass sie außer den Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen zusätzlich auch die Nebenwirkungen von Levodopa verstärken.
MAO-B-Hemmer
Diese Wirkstoffe hemmen den Abbau von freigesetztem Dopamin im Gehirn. Auf diese Weise verstärken und verlängern sie die Wirkung von Levodopa und gleichen mögliche Wirkschwankungen aus. Wie die COMT-Hemmern können auch die MAO-B-Hemmern die Nebenwirkungen von Levodopa steigern. Zusätzliche Nebenwirkungen können Gelenkschmerzen und Schwindelgefühl sein.
Glutamat-Antagonisten (NMDA-Antagonisten)
Durch das Absterben von Zellen im Gehirn kommt es zu einem anteilsmäßigen Überschuss es Botenstoffes Glutamat. Da dieser Botenstoff aktivierend wirkt, kann es durch den proportionalen Überschuss zu nicht steuerbaren Überbewegungen kommen. Glutamat-Antagonisten unterbinden diese aktivierende Wirkung. Leider besitzen auch die Glutamat-Antagonisten nicht unerhebliche Nebenwirkungen. Zu ihnen zählen unter anderem Herzrhythmusstörungen, Albträume, Sinnestäuschungen, Verwirrtheit, Übelkeit und Erbrechen.
Die nichtmedikamentösen Therapien zur Behandlung der Parkinson Erkrankung beinhalten neben unterstützenden Behandlungen wie Physio-, Ergotherapie, Logopädie auch operative Eingriffe am Gehirn.
Operative Eingriffe am Gehirn (Tiefenhirnstimulation)
Parkinson wird in der Regel mit Medikamenten behandelt. Lässt sich mit ihrer Hilfe aber keine Verbesserung mehr erzielen, besteht die Möglichkeit der Tiefenhirnsimulation. Der Hirnschrittmacher, wie die tiefe Hirnsimulation auch genannt wird, besteht aus ein bis zwei ins Gehirn eingesetzten Elektroden, die elektrische Impulse an ganz bestimmte Zentren im Gehirn abgeben. Dazu werden an vorher genau berechneten Stellen des Gehirns unter Vollnarkose kleine Elektroden eingesetzt. So können in speziellen Hirnarealen elektrische Reize gesetzt werden, die sie hemmen. Die Elektroden sind über feine Kabel die unter der Haut verlaufen mit dem eigentlichen „Schrittmacher“ verbunden, der zum Beispiel unter der Haut am Schlüsselbein eingesetzt wird. Die gesetzten Impulse beeinflussen die Muskelaktivität und können die Beweglichkeit verbessern. Auf diese Weise lassen sich Beschwerden gezielt lindern. Da es aber auch bei der Tiefenhirnsimulation zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Hirnblutungen oder Depressionen kommen kann, sollte der Eingriff erst dann in Erwägung gezogen werden, wenn die medikamentöse Therapie keine Linderung mehr bringt und der Parkinson Patient daher an Lebensqualität verliert.
Physiotherapie
Die Physiotherapie stellt einen wichtigen Bestandteil der nichtmedikamentösen Parkinson Therapie dar. Sie kann den Betroffenen dabei helfen, Beweglichkeit, Koordination und Gleichgewichtssinn zu trainieren und möglichst lange zu erhalten. Ergänzend zur medikamentösen Behandlung kann die Physiotherapie dazu beitragen, parkinsontypische Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Da der Alltag der Patienten häufig durch Bewegungsprobleme erschwert wird, kann durch gezieltes Training die Mobilität gesteigert werden. Denn, durch das Training erhalten Parkinson-Patienten mehr Zutrauen und bekommen wichtige Tipps und Hilfen für den Umgang mit ihren Bewegungsproblemen im Alltag. Ein weiterer Schwerpunkt liegt aber auch auf Kraft- und Dehnungsübungen. Durch gezieltes Anleiten zur Bewegung wird dem durch die Erkrankung immer geringer werdenden Bewegungsdrang entgegengewirkt. Die Gefahr von Stürzen und Verletzungen durch unkontrollierte Bewegungen wird reduziert.
Ergotherapie
Ziel ergotherapeutischer Übungen und Hilfen ist es, den Betroffenen
größtmögliche Selbständigkeit und Unabhängigkeit im Alltag zu
erhalten.
Die in der Ergotherapie erlernten Übungen betreffen überwiegend das
Bewältigen von alltäglichen Aktivitäten und Tätigkeiten. Zu ihnen
zählen sowohl das selbstständige Erledigen der Körperpflege und
Ankleiden als auch das Verrichten der häuslichen Tätigkeiten und
Nahrungsaufnahme ohne fremde Hilfe.
Die Erhaltung der Feinmotorik der Hände steht bei den logopädischen
Übungen im Vordergrund. Auch der Gebrauch von Hilfsmitteln, die den
Alltag der Patienten erleichtern ist häufig Bestandteil der
Therapie. So lassen sich Bewegungsblockaden durch das Erlernen des
richtigen Gebrauches optischer Hilfsmittel wie Laserpointer oder
akustischer Hilfen wie kurze Befehle oder lautes Zählen, überwinden.
Logopädie
Häufig ist bei Parkinson Patienten die für das Sprechen zuständige
Muskulatur betroffen. Die Stimme wird leiser, die Aussprache
undeutlich. Deshalb sollte schon sehr früh mit der Stimm- und
Sprachtherapie begonnen werden. Die Betroffenen lernen beim
logopädischen Training, ihre verbliebene Sprechfunktion in der
alltäglichen Kommunikation bestmöglich einzusetzen. Dies geschieht
durch Koordination von Atmung und Stimmproduktion. Auch Kau-
und Schluckstörungen werden behandelt.
Neben Stimme und Aussprache wird auch die Mimik geschult. Sie nimmt
im Verlauf der Parkinson Erkrankung immer mehr ab. Deshalb wird
versucht, durch regelmäßiges Training aller Gesichtsmuskeln den
Erhalt der Mimik lange hinauszuzögern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Logopädie ist auch die
Atemtherapie. Denn durch die im Krankheitsverlauf nachlassende
Beweglichkeit wird auch die Atmung flacher, die Sauerstoffversorgung
geringer. Schwindel und Müdigkeit sind die Folge. Gezielte
Atemübungen können deshalb sowohl die Atmung als auch das
Sprechvermögen verbessern.